Friesen

Friesen
I
Friesen,
 
lateinisch Frisi|i, Frisiones, germanischer Stamm an der Nordseeküste mit Kerngebiet zwischen Niederrhein und Ems, der Gruppe der Nordseegermanen zugerechnet; erstmals 12 v. Chr. erwähnt, als der römische Feldherr Drusus Klientelverträge mit ihnen abschloss. Die Friesen wohnten vielfach auf Wurten im Marschenland und waren als bedeutende Viehzüchter und Händler bekannt. Seit dem 6. Jahrhundert brachten die fränkischen Könige die Friesen zeitweilig unter ihre Botmäßigkeit. Im 7. Jahrhundert drang der friesische Landesausbau entlang der Nordseeküste bis zu den schleswig-holsteinischen Inseln vor, wo es zu einer ständigen Besiedlung kam (Nordfriesland; dessen Geschichte gehört in den Zusammenhang der Geschichte Schleswig-Holsteins). Mit den Franken gelangte seit Ende des 7. Jahrhunderts das Christentum zu den Friesen (Willibrord, Bonifatius, der 754 bei Dockum den Tod fand); 802 kam es zur Aufzeichnung der friesischen Volksrechte als Lex Frisionum. Zur weiteren Geschichte Friesland.
 
 
In Brauchtum und Sitte haben die Friesen bis heute viele alte Traditionen bewahrt oder neu belebt, wie z. B. das »Bellitsheien«, eine Art Ringstechen, bei dem man heute auch gelegentlich wieder Trachten (friesische Tracht) sieht, die sommerlichen Regatten mit den alten Torfkähnen, das (heute naturschutzwidrige) Kiebitzeiersuchen im Frühjahr und das »Kaatsen«, das dem baskischen »Pelota« entspricht. Die friesische Landschaft ist von verschiedenen Bauernhaustypen und auffallend vielen kleinen, zum Teil noch romanischen Dorfkirchen geprägt. In Nordfriesland gibt es noch die riesigen, reetgedeckten Haubargen mit einer Grundfläche von bis zu 1 000 m2, in den niederländischen Gebieten die typischen »Kopf-Hals-Rumpf-Höfe« mit dem kleinen Wohntrakt zur Straße hin.
 
 
E. Schwarz: German. Stammeskunde (1956);
 F. Schmid in: Neue Ausgrabungen u. Forsch. in Ndsachs., Jg. 7 (1972).
 
II
Friesen,
 
Karl Friedrich, Turnpädagoge, * Magdeburg 25. 9. 1784, ✝ Lalobbe (bei Charleville-Mézières) 15. 3. 1814; seit 1810 mit F. L. Jahn Lehrer am Plamannschen Institut in Berlin und dessen Mitarbeiter auf dem Turnplatz in der Hasenheide, Pionier auf dem Gebiet des Pferdturnens, Schwimmens und Fechtens. - 1813 trat er in das Lützowsche Freikorps ein und fiel 1814 als Lützows Adjutant. Friesens Leben und Tod wurden von F. L. Jahn, E. M. Arndt, M. von Schenkendorf, K. L. Immermann und Elfriede von Mühlenfels beschrieben.
 

Universal-Lexikon. 2012.

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